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45 min
Gynäkologie

Update Hormonersatztherapie

Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk

Facharzt für Gynäkologie und Präsident der German Society of Anti-Aging Medicine (GSAAM)
Tauche ein in die Welt der Hormonersatztherapie (HRT) und erfahre die neuesten Erkenntnisse und Behandlungsstrategien für klimakterische Beschwerden und deren langfristige Prävention. Erhalten zudem einen Einblick in die kontroverse Diskussion um HRT, ihre Risiken und Chancen, und lerne, wie sich diese Therapieform sicher und effektiv in deine Praxis integrieren lässt.
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Executive Summary: Update Hormonersatztherapie

Einführung

Die Hormonersatztherapie (HRT) ist ein bedeutender medizinischer Ansatz zur Behandlung von Symptomen und Begleiterscheinungen der Wechseljahre. Diese Therapie zielt darauf ab, die durch den Hormonmangel verursachten psychovegetativen und organischen Beschwerden zu lindern. Ein wichtiges Thema ist dabei die Frage, ob HRT auch als Prävention gegen organische Erkrankungen, wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Osteoporose und neurodegenerative Erkrankungen, eingesetzt werden kann.

Entwicklung und Geschichte der HRT

Die Geschichte der HRT begann in den 1960er Jahren mit der Einführung des ersten Präparats, Premarin, das aus equinen Östrogenen bestand. Die Wechseljahre wurden damals als eine Hormonmangelerkrankung betrachtet. In den 1980er und 1990er Jahren erlebte die HRT eine Erfolgsgeschichte, bis Anfang der 2000er Jahre die Women's Health Initiative (WHI)-Studie Zweifel an der Sicherheit und Wirksamkeit der HRT aufwarf. Diese Studie zeigte, dass HRT, insbesondere in Kombination mit Gestagenen, das Risiko für Herzinfarkte und Brustkrebs erhöhen kann​​.

Nutzen und Risiken der HRT

HRT ist besonders effektiv bei der Linderung von psychovegetativen Beschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen, die viele Frauen in den Wechseljahren betreffen. Etwa ein Drittel der Frauen leidet so stark unter diesen Symptomen, dass eine Behandlung erforderlich ist. Neben diesen kurzfristigen Symptomen adressiert HRT auch langfristige gesundheitliche Risiken, die durch den Hormonmangel nach den Wechseljahren entstehen, wie Osteoporose und kardiovaskuläre Erkrankungen​​.
Ein bedeutender Nutzen der HRT ist die Reduktion des Osteoporoserisikos. Postmenopausale Frauen sind besonders anfällig für Knochenschwund, der zu Frakturen führen kann. HRT hat gezeigt, dass sie das Risiko von Wirbelkörperfrakturen und Oberschenkelhalsbrüchen deutlich senken kann​​. Auch bei der Prävention neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer kann HRT positive Effekte haben, indem sie neuroprotektive Wirkungen entfaltet und oxidativen Stress reduziert​​.
Jedoch ist die HRT nicht ohne Risiken. Besonders das erhöhte Thromboserisiko durch Östrogene, insbesondere bei oraler Einnahme, muss beachtet werden. Transdermale Anwendungen, die den First-Pass-Effekt der Leber umgehen, bieten hier eine sicherere Alternative. Ein weiteres Risiko ist die potenzielle Erhöhung des Brustkrebsrisikos, besonders bei der Kombination von Östrogenen mit synthetischen Gestagenen. Die Verwendung bioidentischer Hormone, wie natürliches Progesteron, kann dieses Risiko reduzieren​​.

Erkenntnisse aus der WHI-Studie und aktuelle Empfehlungen

Die WHI-Studie hat gezeigt, dass das Risiko für Herzinfarkte bei älteren Frauen, die bereits bestehende arteriosklerotische Veränderungen aufweisen, durch HRT erhöht wird. Andererseits profitieren jüngere Frauen, die früh mit der HRT beginnen, von einem Schutz vor der Entstehung arteriosklerotischer Plaques. Dies führte zur Entwicklung des Konzepts des "zeitlichen Fensters", das empfiehlt, HRT möglichst früh nach Beginn der Menopause zu starten, um die besten gesundheitlichen Ergebnisse zu erzielen​​.

Aktuelle Entwicklungen und individualisierte Ansätze

Moderne HRT setzt auf personalisierte Behandlungsansätze, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen zugeschnitten sind. Niedrigere Dosierungen und die Verwendung transdermaler Östrogene sowie bioidentischer Hormone sind zentrale Elemente dieser neuen Therapieansätze. Diese Strategien zielen darauf ab, die positiven Effekte der HRT zu maximieren und gleichzeitig die Risiken zu minimieren​​.

Abschluss

Die HRT hat sich trotz früherer Kontroversen als eine wertvolle Therapieform zur Linderung der Wechseljahresbeschwerden und zur Prävention von Langzeitschäden durch Hormonmangel etabliert. Durch die Anpassung an individuelle Bedürfnisse und den Einsatz sicherer, moderner Präparate kann HRT sicher und effektiv eingesetzt werden, um die Lebensqualität postmenopausaler Frauen zu verbessern.

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