2 CME
45 min
Neurologie
Mit freundlicher Unterstützung von:

Morbus Fabry aus Sicht der Neurologie

Prof. Dr. med. Katrin Hahn

Charité, Oberärztin und Fachärztin für Neurologie
Lerne in dieser Fortbildung die neurologischen Aspekte einer komplexen Systemerkrankung kennen. Erfahre, wie sich die Erkrankung auf das Nervensystem auswirkt, welche neurologischen Symptome auftreten können und welche diagnostischen Schritte relevant sind. Verstehe die verschiedenen Schädigungsmuster und die Bedeutung einer interdisziplinären Behandlung.
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Kurszusammenfassung:

Hinweis: Die Inhalte auf Doctorflix sind ausschließlich für Ärzte und medizinisches Fachpersonal bestimmt. Sie dienen der fachlichen Fortbildung und sind nicht für Laien geeignet.

Umfassender Überblick: Morbus Fabry und seine neurologischen Manifestationen

Tauche ein in das komplexe Thema Morbus Fabry und seine vielfältigen neurologischen Auswirkungen. Diese Fortbildung bietet dir einen umfassenden Überblick über die Erkrankung, ihre Manifestationen im Nervensystem und die Bedeutung einer präzisen Diagnostik sowie einer interdisziplinären Behandlung.

Morbus Fabry ist eine seltene, X-chromosomal vererbte lysosomale Speichererkrankung, die zahlreiche Organsysteme betreffen kann. Das Nervensystem spielt dabei eine zentrale Rolle, und die neurologischen Symptome sind oft Teil eines größeren Krankheitsmusters. Du wirst lernen, wie wichtig es ist, diese Symptome als Teil einer Systemerkrankung zu verstehen, um eine ganzheitliche Betreuung der Betroffenen zu gewährleisten.


Vielfältige neurologische Symptome

Die neurologischen Manifestationen von Morbus Fabry sind äußerst vielfältig und können sich in unterschiedlichen Phänotypen zeigen. Dazu gehören:

  • Akute Schmerzkrisen
  • Sensibilitätsstörungen
  • Eine Intoleranz gegenüber Hitze und vor allem auch körperlicher Belastung
  • Zerebrovaskuläre Ereignisse wie transitorisch-ischämische Attacken und Schlaganfälle
  • Unspezifische Symptome wie Schwindel
  • Brennen in Händen und Füßen als Ausdruck einer Small-Fiber-Beteiligung

Einige Symptome, die auf den ersten Blick anderen Organsystemen zuzuordnen scheinen, wie Hypohidrose (verminderte Schweißproduktion) in der Haut oder Verstopfung im Magen-Darm-Trakt , sind ebenfalls neurologisch bedingt, da sie auf eine autonome Dysfunktion der Small-Fiber-Neuropathie zurückzuführen sind.

Die Krankheitsprogression gliedert sich im Wesentlichen in drei Phasen: Speicherung von Glykosphingolipiden, Entzündung des Gewebes und letztendlich Organdysfunktion bis hin zum Organausfall. Neurologische Symptome, insbesondere neuropathische Schmerzen, können bereits in einem sehr frühen Stadium der Speicherung auftreten. Funktionsstörungen wie White Matter Lesions und Schlaganfälle zeigen sich hingegen eher in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung.


Schädigungsmuster und zentrale Nervensystem Beteiligung

Aus neurologischer Sicht unterscheidet man zwei Schädigungsmuster:

  • Speicherung in neuronalen Strukturen**: Hierbei kommt es zur Ablagerung von Glykolipiden in Nervenzellen, allen voran das dorsale Spinalganglion , aber auch in anderen neuronalen Strukturen wie den Basalganglien, dem Hirnstamm oder der Medulla selbst.
  • Ablagerung im vaskulären Endothel**: Glykolipide lagern sich im vaskulären Endothel ab. Das können kleine oder große Gefäße sein , was zu stummen Ischämien oder spürbaren vaskulären Ausfällen und Schlaganfällen führen kann.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den zerebrovaskulären Komplikationen. Du wirst erfahren, dass Morbus Fabry ein unabhängiger Risikofaktor für Schlaganfälle ist , und dass regelmäßige MRT-Kontrollen des Gehirns unerlässlich sind, um eine Beteiligung des Zentralnervensystems nicht zu übersehen. Auch das Pulvinar-Zeichen, eine Signalanreicherung im Dorsal-Kerngebiet des Thalamus, die sich in bis zu 20% vor allem der männlichen Fabry-Patienten findet, wird besprochen. Obwohl typisch, ist es wichtig zu wissen, dass dieses Zeichen nicht pathognomonisch für den Morbus Fabry ist und auch bei anderen Erkrankungen wie der Hippel-Lindau-Erkrankung oder der Creuzfeld-Jakob-Erkrankung gefunden werden kann.

Neben den akuten Ereignissen können auch unauffällige Veränderungen im MRT, sogenannte White Matter Lesions, auftreten, die im Verlauf der Erkrankung zunehmen können. Alter und frühere Schlaganfälle in der Anamnese sind Prädiktoren für das Ausmaß dieser Läsionen. Du wirst auch erfahren, dass ab der dritten Dekade eine Assoziation zu einer Fabry-bedingten Kardiomyopathie besteht , sodass möglicherweise daraus resultierende Herzrhythmusstörungen weitere White Matter Lesions bedingen können.


Auditive Störungen und neuropathische Schmerzen

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Beteiligung des vestibulocochleären Systems, die zu Hörverlust führen kann.

  • Dieser Verlust des Hörvermögens zeigt eine Abhängigkeit zum Alter und zur Krankheitsdauer.

  • Besonders betroffen sind häufig die höheren Frequenzspektren.

    Die Funktionsstörung des auditiven Systems korreliert zudem mit dem Grad der Small-Fiber-Neuropathie, dem Grad der Nierenfunktion und dem Grad der White Matter Lesions – ein weiterer Beleg für den systemischen Charakter der Erkrankung.

Die Small-Fiber-Neuropathie ist eine nahezu regelhaft schmerzhafte Erscheinung bei Morbus Fabry. Du erfährst, dass die anatomischen Besonderheiten des dorsalen Spinalganglions , welches fenestriert ist , eine Rolle spielen, und warum körperliche Belastung bei Fabry-Patienten oft eine sogenannte Exercise Intoleranz hervorruft. Typisch sind eine Hyposensitivität zu thermalen Stimuli und eine Hypersensitivität zu mechanischen Reizen, also eine mechanische Allodynie. Die Patienten leiden unter verschiedenen Schmerzmuster, darunter episodische Schmerzkrisen, die häufig schon in der Kindheit auftreten , ein dauerhaft brennender Schmerz, der sich vor allem in den Akren manifestiert , und Schmerzen, die vor allem durch körperliche Aktivität oder Temperaturschwankung ausgelöst werden. Die Unfähigkeit der Patienten zu schwitzen (Anhidrose) ist ebenfalls ein wichtiges Symptom. Diagnostisch ist die Anamnese entscheidend , da die Neurographie bei Small-Fiber-Neuropathie oft unauffällig ist, da sie nur die Large Fiber detektiert. Eine Hautstanzbiopsie kann helfen, die intraepidermale Nervenfaserdichte zu beurteilen. Wichtig ist auch, dass Patienten mit Morbus Fabry häufig nicht längenabhängige Symptome zeigen, die auch Rumpf, Kopf und Gesicht betreffen können.


Diagnostik, Therapie und interdisziplinäre Versorgung

Die Behandlung des Morbus Fabry erfordert einen interdisziplinären Ansatz in spezialisierten Zentren. Es ist wichtig, dass verschiedene Fachdisziplinen wie Nephrologen, Kardiologen, Neurologen und Schmerztherapeuten zusammenarbeiten. Obwohl die Studienlage zur kausalen Therapie neurologischer Komplikationen noch begrenzt ist und teilweise widersprüchliche Evidenz vorliegt , besteht im Grundsatz ein Plädoyer für eine Therapie.

Diese Fortbildung vermittelt dir das notwendige Wissen, um die neurologischen Facetten des Morbus Fabry besser zu verstehen und in deinem klinischen Alltag zu berücksichtigen. Erweitere dein Wissen über diese seltene Erkrankung und trage dazu bei, die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.



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