Jul 16
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Teresa | Doctorflix
Für alle Fälle - sicher durch den Notfall mit dem ABCDE-Schema
Vom Schockraum bis zur Station: Das ABCDE-Schema hilft dir, in Sekunden das Wesentliche zu erkennen. Es schafft Klarheit in unübersichtlichen Situationen, priorisiert lebenswichtige Maßnahmen und gibt dir eine sichere Struktur für den ersten, oft entscheidenden (prä-)klinischen Eindruck.

Hinweis: Die Inhalte auf Doctorflix sind ausschließlich für Ärzte und medizinisches Fachpersonal bestimmt. Sie dienen der fachlichen Fortbildung und sind nicht für Laien geeignet.
1. Einführung
In der Notfallmedizin zählt der erste Eindruck, denn eine zweite Chance gibt es nicht. Wer in kritischen Situationen schnell den Überblick behalten und richtig handeln will, braucht mehr als nur Fachwissen: Man braucht Struktur. Genau das liefert das ABCDE-Schema – ein klar definiertes, universell anwendbares Vorgehen zur Erstbeurteilung und Stabilisierung von Notfallpatienten. Es ist einfach, nachvollziehbar und vor allem: lebensrettend.
2. Was ist das ABCDE-Schema?
Das ABCDE-Schema ist ein strukturiertes, klinisch erprobtes Vorgehen zur schnellen Einschätzung und Erstversorgung von Notfallpatienten, mit dem lebensbedrohliche Störungen der Vitalfunktionen rasch erkannt und priorisiert behandelt werden – unabhängig von Ursache, Fachgebiet oder Erfahrungsgrad. Gerade in stressreichen Situationen mit eingeschränkter kognitiver Leistungsfähigkeit bietet es einen klaren, systematischen Ablauf, der Orientierung gibt und hilft, kritische Aspekte nicht zu übersehen.1,2
Das Prinzip dahinter ist einfach, aber effektiv: „Treat first what kills first.“ Lebensbedrohliches wird sofort behandelt, bevor der nächste Schritt erfolgt. So entsteht ein klarer, priorisierter Ablauf, der auch unter Zeitdruck Sicherheit und Struktur gibt.
Jeder Buchstabe steht dabei für eine lebenswichtige Funktion:1,3
Jeder Buchstabe steht dabei für eine lebenswichtige Funktion:1,3

Airway:
- Atemwege überprüfen
- Gefahr durch Verlegung, Schwellung oder Fremdkörper einschätzen
Breathing:
- Atemfrequenz, -tiefe und Atemmuster erfassen
- Zeichen von Dyspnoe oder Hypoxie erkennen
- Auskultation
Circulation:
- Pulsfrequenz und -qualität prüfen
- Rekapillarisierungszeit kontrollieren
- Blutdruck messen
Disability:
- Pupillenreaktion beurteilen
- Blutzucker messen
- GCS erheben
Exposure:
- Gesamte Körperoberfläche inspizieren
- Verletzungen, Hämatome, Petechien oder Exantheme erkennen
Nach Abschluss der initialen ABCDE-Beurteilung sollte die Einschätzung regelmäßig wiederholt werden, bis der Patient stabil ist. Dabei muss beachtet werden, dass es einige Minuten dauern kann, bis eine Intervention Wirkung zeigt. Bei jeder Verschlechterung des Zustands ist umgehend eine erneute ABCDE-Reevaluation erforderlich.1
Mehr zum ABCDE-Schema lernst du in der Fortbildung „Notfallkurs – Kritischer Patient“ mit Dr. med. Carola Holzner auf Doctorflix.
3. Die Geschichte des ABCDE-Schemas
Die Ursprünge des Merkschemas ABC reichen bis in die 1950er-Jahre zurück. Peter Safar beschrieb erstmals Methoden zur Sicherung der Atemwege und zur Durchführung von Beatmungen und legte damit den Grundstein für die ersten beiden Buchstaben A und B.4 Wenig später ergänzten Kouwenhoven und Kollegen das C durch die Einführung der geschlossenen Herzdruckmassage.5 Safar war schließlich der Erste, der diese Techniken kombiniert darstellte.6
Die Weiterentwicklung zum heute gebräuchlichen ABCDE-Schema wird vor allem James Styner zugeschrieben. 1976 überlebte er mit seiner Familie einen Flugzeugabsturz und wurde in einem ländlichen Krankenhaus notfallmäßig versorgt - allerdings unzureichend. Diese Erfahrung führte ihn zu der Überzeugung, dass die Versorgung kritisch verletzter Patienten ein systematisiertes Vorgehen braucht. Er begründete das Konzept der Advanced Trauma Life Support (ATLS)-Kurse, in denen das ABCDE-Schema als zentrales Instrument gelehrt wird. Es erweitert das ursprüngliche ABC-Schema aus der Reanimation zu einem strukturierten Vorgehen für alle medizinischen und chirurgischen Notfallsituationen.7,8
Heute ist das ABCDE-Schema ein zentraler Bestandteil vieler etablierter Notfallkonzepte wie Pre-Hospital Trauma Life Support (PHTLS), Advanced Life Support (ALS) oder den Europäischen Resuscitation Council (ERC)-Leitlinien und gilt bei der Versorgung von Traumapatienten in über 46 Ländern als Standard, sowohl präklinisch als auch auf Intensivstationen und bei innerklinischen Reanimationen ist es aus der Notfallmedizin nicht mehr wegzudenken.8
Die Weiterentwicklung zum heute gebräuchlichen ABCDE-Schema wird vor allem James Styner zugeschrieben. 1976 überlebte er mit seiner Familie einen Flugzeugabsturz und wurde in einem ländlichen Krankenhaus notfallmäßig versorgt - allerdings unzureichend. Diese Erfahrung führte ihn zu der Überzeugung, dass die Versorgung kritisch verletzter Patienten ein systematisiertes Vorgehen braucht. Er begründete das Konzept der Advanced Trauma Life Support (ATLS)-Kurse, in denen das ABCDE-Schema als zentrales Instrument gelehrt wird. Es erweitert das ursprüngliche ABC-Schema aus der Reanimation zu einem strukturierten Vorgehen für alle medizinischen und chirurgischen Notfallsituationen.7,8
Heute ist das ABCDE-Schema ein zentraler Bestandteil vieler etablierter Notfallkonzepte wie Pre-Hospital Trauma Life Support (PHTLS), Advanced Life Support (ALS) oder den Europäischen Resuscitation Council (ERC)-Leitlinien und gilt bei der Versorgung von Traumapatienten in über 46 Ländern als Standard, sowohl präklinisch als auch auf Intensivstationen und bei innerklinischen Reanimationen ist es aus der Notfallmedizin nicht mehr wegzudenken.8
4. Für wen ist das ABCDE-Schema relevant?
Ob Anästhesist, Internist, Chirurg, Notarzt oder Pflegekraft auf der Intensivstation, das ABCDE-Schema richtet sich an alle, die mit akut erkrankten oder verletzten Menschen arbeiten. Besonders dann, wenn die Zeit knapp ist und eine schnelle Einschätzung über Leben und Tod entscheidet, hilft ein standardisierter Ablauf.
Gerade junge Kollegen mit noch wenig klinischer Notfallerfahrung profitieren von dem ABCDE-Schema, weil es klare Handlungsanweisungen vorgibt und Orientierung bietet.9 Aber auch erfahrene Teams nutzen es – als gemeinsame Sprache, als roter Faden in komplexen Situationen und als Grundlage für eine dynamische Reevaluation.
5. Ziele des ABCDE-Schemas
Das ABCDE-Schema wird typischerweise angewendet, wenn ein Patient akut vital bedroht ist oder sein Zustand unklar, aber potenziell kritisch erscheint. Es wurde entwickelt, um in zeitkritischen Situationen schnell und strukturiert vorzugehen, unabhängig von Ursache oder Fachdisziplin.
Die zentralen Ziele dabei sind:1
Die zentralen Ziele dabei sind:1
- lebensrettende Maßnahmen sofort zu erkennen und einzuleiten
- komplexe klinische Situationen in überschaubare, handhabbare Schritte zu gliedern
- als standardisierter Beurteilungs- und Behandlungsalgorithmus zu dienen
- ein einheitliches situatives Verständnis im gesamten Behandlungsteam zu schaffen
- Zeit zu gewinnen, um Diagnostik und definitive Therapie vorzubereiten
Kurz gesagt: Immer dann, wenn du nicht sicher weißt, wie kritisch der Zustand eines Patienten ist, aber schnell strukturierte Entscheidungen treffen musst, ist das ABCDE-Schema dein Werkzeug der Wahl.1
6. Was macht das ABCDE-Schema so erfolgreich?
Der Erfolg des ABCDE-Schemas liegt in seiner Einfachheit, bei gleichzeitig hoher Effektivität.
Es beruht auf vier zentralen Prinzipien:
Es beruht auf vier zentralen Prinzipien:
- Standardisierung: Klare gemeinsame Struktur für bessere Kommunikation und präzise Übergaben.
- Priorisierung: Vital bedrohliche Zustände werden zuerst adressiert. Keine Zeit geht durch Nebensächlichkeiten verloren.
- Dynamik: Das Schema wird kontinuierlich durchlaufen - bei jeder Veränderung, nach jeder Intervention.
- Universelle Anwendbarkeit: Vom Neugeborenen bis zum geriatrischen Patienten, in der Notaufnahme wie auf der Station, das Schema lässt sich in nahezu jedem klinischen Setting anwenden.
Es eignet sich zudem ideal für Teamarbeit: Jedes Teammitglied kann einen Abschnitt übernehmen und dennoch bleibt der Gesamtüberblick erhalten.
7. Was erwartet dich im Kurs „Notfallkurs – Kritischer Patient“?
In der CME-Fortbildung mit Dr. med. Carola Holzner, Fachärztin für Anästhesiologie mit Zusatzweiterbildungen in Notfall-, Intensiv- und innerklinischer Akutmedizin, lernst du, wie du mithilfe des ABCDE-Schemas in kritischen Situationen strukturiert und souverän handelst.
Du erfährst, wie du Vitalfunktionen zielgerichtet einschätzt, Prioritäten setzt, die richtigen Fragen stellst und typische Fehler vermeidest. Ein besonderer Fokus liegt auf Teamarbeit, denn effektive Notfallmedizin ist immer Teamarbeit.
Warum lohnt sich dieser Kurs für dich?
Unerwartete Zustandsverschlechterungen wie akute Atemnot, Kreislaufinstabilität oder Bewusstseinsstörungen sind im Klinikalltag keine Seltenheit und bringen auch erfahrene Teams an ihre Grenzen. In solchen Situationen zählt nicht nur Fachwissen, sondern vor allem ein klarer, trainierter Handlungsablauf.
Genau das vermittelt dir dieser Kurs: eine strukturierte Vorgehensweise, ein geschärfter Blick für kritische Muster und die Sicherheit, auch unter Druck souverän zu agieren. So gewinnst du nicht nur an Handlungskompetenz, sondern auch an Klarheit in der Kommunikation.
8. Fazit: Struktur rettet Leben
Das ABCDE-Schema ist mehr als nur ein Akronym, es ist ein bewährtes klinisches Werkzeug, das dir in den entscheidenden Minuten eines Notfalls Orientierung gibt. Wer es beherrscht, hat in jeder kritischen Situation einen klaren Plan zur Hand. Und genau das lernst du in der Fortbildung mit Dr. med. Carola Holzner: strukturiert, praxisnah und auf Augenhöhe mit deinem klinischen Alltag.
Starte jetzt die Fortbildung "Notfallkurs - Kritischer Patient" mit Dr. med. Carola Holzner auf Doctorflix!
2 CME
Notfallkurs - Kritischer Patient
Notfallkurs - Kritischer Patient
Lerne, wie du in Notfallsituationen als Arzt souverän handelst, um Schlimmeres zu verhindern. Erfahre, wie du die Lage schnell überblickst, lebensbedrohliche Ereignisse zügig erkennst und die richtige Therapie einleitest. Entdecke das ABCDE-Schema, um Patienten in kritischen Zuständen zu evaluieren und zu behandeln.
Quellen
- Thim T, Krarup NH, Grove EL, Rohde CV, Løfgren B. Initial assessment and treatment with the Airway, Breathing, Circulation, Disability, Exposure (ABCDE) approach. Int J Gen Med. 2012;5:117-21. doi: 10.2147/IJGM.S28478. Epub 2012 Jan 31. PMID: 22319249; PMCID: PMC3273374.
- Olgers TJ, Dijkstra RS, Drost-de Klerck AM, Ter Maaten JC. The ABCDE primary assessment in the emergency department in medically ill patients: an observational pilot study. Neth J Med. 2017 Apr;75(3):106-111. PMID: 28469050.
- Galvagno SM Jr, Nahmias JT, Young DA. Advanced Trauma Life Support® Update 2019: Management and Applications for Adults and Special Populations. Anesthesiol Clin. 2019 Mar;37(1):13-32. doi: 10.1016/j.anclin.2018.09.009. Epub 2018 Dec 27. PMID: 30711226.,
- SAFAR P, McMAHON M. Mouth-to-airway emergency artificial respiration. J Am Med Assoc. 1958 Mar 22;166(12):1459-60. doi: 10.1001/jama.1958.02990120051010. PMID: 13513378.
- KOUWENHOVEN WB, JUDE JR, KNICKERBOCKER GG. Closed-chest cardiac massage. JAMA. 1960 Jul 9;173:1064-7. doi: 10.1001/jama.1960.03020280004002. PMID: 14411374.
- SAFAR P, BROWN TC, HOLTEY WJ, WILDER RJ. Ventilation and circulation with closed-chest cardiac massage in man. JAMA. 1961 May 20;176:574-6. doi: 10.1001/jama.1961.03040200010003. PMID: 13745343.
- Kool DR, Blickman JG. Advanced Trauma Life Support. ABCDE from a radiological point of view. Emerg Radiol. 2007 Jul;14(3):135-41. doi: 10.1007/s10140-007-0633-x. Epub 2007 Jun 12. PMID: 17564732; PMCID: PMC1914302.
- American College of Surgeons Committee on Trauma (2004) Advanced trauma life support program for doctors, 7th edn. American College of Surgeons, Chicago
- Stassen P, Westerman D. Novice Doctors in the Emergency Department: A Scoping Review. Cureus. 2022 Jun 23;14(6):e26245. doi: 10.7759/cureus.26245. PMID: 35898382; PMCID: PMC9308466.)

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